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Die Luft in Wetzlar

Die Messstation des Hessischen Landesamtes für Umwelt und Geologie
Der Lageplan unten zeigt den Standort der automatisierten Messstation des Hessischen Landesamtes für Umwelt und Geologie in der Hermannsteiner Straße in Niedergirmes.


Gemessen werden hier folgende Parameter:

außer den mit einem grünen Haken versehenen Parametern werden seit 2004 auch Benzol, Toluol und Xylol gemessen.

Die Messdaten der Messstation Wetzlar können im Internet permanent eingesehen werden: http://www.hlug.de/medien/luft/messwerte/grafik/Wetzlar.html. Sämtliche Berechnungen und Auswertungen im Folgenden basieren auf diesen Werten.

Windverhältnisse im Bereich der Messstation
Landschaftlich wird Mittelhessen geprägt von Höhenzügen im Westen und im Osten. Der zentrale Teil der Region befindet sich relativ zu den vorgenannten in einer Senke. In dieser Senke befinden sich die größten Städte der Region an der Lahn Marburg, Gießen und Wetzlar. Wetzlar befindet sich also in einem Talkessel, der von der Lahn von Nordosten kommend nach Südwesten durchflossen wird. Das Lahntal bestimmt auch die vorherrschende Windrichtung Südwest. Weiter werden die Windverhältnisse durch das Tal der Dill beeinflusst, die von Norden kommend in Wetzlar in die Lahn mündet.


Graphische Darstellung der vorherrschenden Windrichtung an der Messstation Wetzlar. Grunlage sind alle in den Jahren 2000 – 2006 gemessenen Werte.

Die Werte der Messstation lassen zwei auffällige Peaks erkennen. Der Kleinere hat sein Maximum bei 64° und umfasst zwischen 33° und 90° ca. 27 % aller gemessenen Werte. Der Größere hat sein Maximum bei 236° und umfasst zwischen 181° und 260° ca. 51 % aller gemessenen Werte. Ein weiterer unbedeutenderer Peak liegt bei 328°.

Die Übertragung dieser Werte in eine Windrose veranschaulicht eindeutig die vorherrschenden Windrichtungen Süd-Süd-
West und Nord-Ost. Der unbedeutendere Peak liegt im Bereich Nord-Nord-West.

Das Lahntal beeinflusst demnach die Windverhältnisse im Bereich der Messstation maßgeblich, der Einfluß des Dilltales hingegen ist eher unbedeutend.

Zur Messung der Luftschadstoffe der industriellen Hauptemittenten ist der Standort leider „suboptimal“, da diese vor allem nordwestlich gelegen sind. Der vorherrschende Südwest-Wind leitet die Emissionen also überwiegend an der Station vorbei. Man muß davon ausgehen, dass die Messstation nicht die Situation der am stärksten durch Luftschadstoffe betroffenen Bereiche im Stadtgebiet dokumentiert und die Messwerte in diesen Bereichen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit noch um einiges höher liegen dürften. Letzteres legt die Vermutung nahe, dass die Anzahl an Überschreitungen der nach der europäischen Luftqualitätsrichtlinie (1999/30/EG) erlaubten Tagesmittelwerte größer wäre (bzw. die Jahresmittelwerte höher wären), stünde die Messstation in einem dieser am stärksten belasteten Bereiche. Die EU-Richtlinie legt fest, dass die Messungen dort vorgenommen werden müssen, wo die mutmaßlich höchste Belastung, bei der Menschen betroffen sind, zu erwarten ist. Das ist in Wetzlar nicht der Fall.

PM10 (Feinstaub)
Nach der europäischen Luftqualitätsrichtlinie darf die Staub-/Partikelbelastung seit dem 01.01.2005 (Stufe 1) nur an 35 Tagen im Jahr einen zulässigen Tagesmittelwert von 50 µg/m³ überschreiten; der Jahresmittelwert darf nicht höher als 40 µg/m³ sein. Nach der gleichen Richtlinie dürfen ab dem 01.01.2010 (Stufe 2), die besagten 50 µg/m³-Staubbelastung der Luft sogar nur noch an 7 Tagen im Jahr überschritten werden (Jahresmittelwert < 20 µg/m³).


Tabelle Immisionsgrenzwerte der der 22. BImSchV

Begriffserklärungen und Fußnoten:
Stickstoffoxide: NO + NO
2 (als NO2)
PM10: Feinstaub (Particulate Matter) mit einem Durchmesser < 10 µm
Wintermittel: Mittelwert im Zeitraum 01.10.-31.03.
1) Messung 20 km entfernt von Ballungsräumen oder 5 km von Bebauung, Industrie oder Straßen
2) Ab 2010 (Stufe 2) sind strengere Grenzwerte für PM10 vorgesehen.
Tabelle nach:
http://www.hlug.de/medien/luft/allgemein/eg_richtlinien.htm

Um die Einhaltung der Grenzwerte ab den festgelegten Zeitpunkten zu gewährleisten, wird die Erstellung von Aktionsplänen für Gebiete vorgeschrieben, in denen die Schadstoffkonzentration in der Luft die Grenzwerte zuzüglich zeitlich befristeter Toleranzmargen überschreitet. „Soweit sie sich auf Partikel beziehen, sollten diese Aktionspläne und andere Reduzierungsstrategien darauf abzielen, die Konzentration von Feinstaub im Rahmen der Reduzierung der Konzentration von Partikeln insgesamt zu verringern.“

Die Umsetzung der EU- Luftqualitätsrichtlinie in Deutschland regelt das Bundesimmissionsschutzgesetz (22. BImSchV), das bei Überschreitungen der Grenzwerte die Aufstellung von Luftreinhalteplänen durch die zuständige Landesbehörde vorschreibt. Ein solcher Luftreinhalteplan enthält Art und Umfang der zu erwartenden Luftverunreinigungen und Maßnahmen zu deren Verminderung. Gegen jeden Verursacher (Emittenten), der zu einer Überschreitung von Luftimmissionsgrenzwerten wie z.B. Feinstaub beiträgt, sind entsprechend seinem Anteil Maßnahmen zu richten, um die Luftqualität zu verbessern. Die Festlegung dieser Maßnahmen erfolgt im Rahmen von Luftreinhalte- und Aktionsplänen.

Tabelle PM10-Werte 2000-2006 Messstation Wetzlar

Jahr

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

Jahresmittelwert [µg/m³]

27,4

27,7

33,1

40,5

27,9

29,8

28,5

Überschreitungen*

21

17

43

99

21

24

25

*Tagesmittelwert > 50 µg/m³

Die oben stehende Tabelle zeigt die, auf Basis der an der Messstation in Wetzlar im Zeitraum 2000 – 2006 gemessenen Daten, ermittelten, für die EU- Luftqualitätsrichtlinie relevanten PM10-Kenngrößen. In den Jahren 2002 und vor allem 2003 lag die Anzahl der Überschreitungen des Tagesmittelwertes jeweils über den in der Stufe 1 zulässigen 35 Tagen (die in der Stufe 2 ab 2010 geforderten Grenzwerte wurden durchweg in jedem Jahr überschritten). Die im „Jahrhundertsommer“ 2003 gemessenen sehr hohen Werte können bei entsprechender Witterungsentwicklung im Grunde jederzeit wieder erwartet werden, hat sich doch bezüglich der Luftqualität selbst im Großraum Wetzlar in der Zwischenzeit nichts zum Positiven verändert.


Graphische Darstellung aller für die Messstation Wetzlar im Zeitraum 2000 – 2006 ermittelten Tagesmittelwerte

Die Darstellung der Tagesmittelwerte im Zeitraum 2000 – 2006 zeigt diverse Überschreitungen des aktuellen EU-Grenzwertes von 50 µg/m³ (teilweise um ein vielfaches), insbesondere 2003. Tendentiell sind die Überschreitungen des Grenzwertes in den Sommermonaten weniger häufig. Die Auswertung nach Monatsmittelwerten zeigt die gleiche Tendenz.


Graphische Darstellung aller für die Messstation Wetzlar im Zeitraum 2000 – 2006 ermittelten Monatsmittelwerte. Die rote Linie kennzeichnet die Jahresmittelwerte.

Der typische PM10-Tagesgang (die Werte werden halbstündig gemessen) für die Messstation Wetzlar zeigt eine Kurve, die sich durch den Straßenverkehr alleine nicht erklären lässt. Während der Peak am Vormittag möglicherweise auf den Berufsverkehr zurückführbar ist, bietet dieser für den zweiten langgezogenen Peak in den Abend- und frühen Nachtstunden keine wirklich überzeugende Erklärung.


Graphische Darstellung der durchschnittlichen Entwicklung der PM10-Werte an der Messstation Wetzlar (2000 – 2006) im Verlaufe des Tages.



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